Der 1. SC Göttingen 05 hat im ersten Spiel unter seinem neuen Trainer Martin Wagenknecht keine Punkte einfahren können. Das Team verlor im Göttinger Maschpark gegen den 1. FC Wunstorf unglücklich mit 2:3 (1:0) und behält damit auch weiterhin die Rote Laterne der Oberliga Niedersachsen. Etwa 400 Zuschauer („345 plus Dauerkarten“, Präsident Handkammer) wollten die Mannschaft unter dem neuen Coach, der erst am Donnerstag in sein Amt eingeführt wurde, bei herrlichstem Spätsommer-Wetter sehen. Sie sahen eine engagierte Mannschaft, die am Ende großes Pech hatte.

Wenn es Punkte für Einsatzbereitschaft und Kampfgeist geben würde, Göttingen 05 gehörte zu den Spitzenteams der Liga. Aber wie schon in vielen Spielen zuvor reichen diese Eigenschaften allein nicht aus, um sich gegen den Abstieg aus der Oberliga zu wehren – zumindest sollten sie zur Grundausstattung eines Leistungssportlers zählen. Am Sonntag begann Martin Wagenknecht, wie während der Vorstellungs-Pressekonferenz angedeutet, im gleichen 4-4-2-System seines Vorgängers mit praktisch unverändertem Personal. Die Innenverteidigung bildeten Winnersbach und Pampe, flankiert von Kapitän Burkhardt rechts und Ludwig links. Davor agierten die beiden zentralen Mittelfeldspieler Youssef Souleiman und Hesse. Im rechten Mittelfeld spielte Daniel Washausen und links der diesmal stark verbesserte Pashalis Papadopoulos. Für Wirbel im Angriff sollten Lamine Diop und Robert Jinadu Crespo sorgen.

In der ersten Halbzeit sah das – legt man die bisherigen Saisonleistungen als Maßstab an – recht gut aus. Bereits in der 10. Minute wurde Daniel Washausen im Strafraum bei einem artistischen Schussversuch elfmeterreif behindert. Burkhardts Strafstoß konnte der bärenstarke Gäste-Schlussmann David Primke noch parieren, gegen den Nachschuss des schnell reagierenden Crespo war er machtlos. Anschließend ging es munter hin und her. Beide Seiten hatten gute Chancen, doch die Torleute auf beiden Seiten wollten bis zur Pause kein Tor mehr zulassen. Mit der für die Göttinger hoffnungsvollen 1:0-Führung ging es in die Kabine.

Zu Beginn de zweiten Halbzeit dann die Ernüchterung. Schiedsrichter Wessel wertete einen Schulterstoß von Pampe an seinem Gegenspieler als Foul. Da sich beide schon im Strafraum der Göttinger befanden, gab der Unparteiische einen Strafstoß für die Gäste. Engin Kiy verwandelte glücklich, Grujo war noch dran. Jetzt wurde das Spiel kämpferisch. Immer wieder lagen Spieler auf dem tiefen Rasen des Maschparkstadions, jeder Zweikampf wurde verbissen geführt. Dann wurde Marco Akcay eingewechselt. Ihm gelang – wie aus heiterem Himmel – nach einer schönen Washausen-Flanke per Direktabnahme ein Traumtor, entsprechend gefeiert von den Spielern und Fans (70.). Doch noch waren zwanzig Minuten zu spielen. Was jetzt deutlich wurde: Die Mannschaft ist für 90 Minuten Tempofußball nicht fit. Kein Wunder, bedenkt man, dass bei Wagenknechts erster Trainingseinheit am Freitag lediglich acht (!) Spieler anwesend waren. Hier muss der Trainer ansetzen, will er Änderungen der Ergebnisse herbeiführen. Bereits fünf Minuten nach dem Führungstreffer gelang dem Gast bei einem blitzsauber gespielten Angriff das 2:2. Nun wankte der Gastgeber, war kurz vor dem Knockout. In der 80. Minute wurde 05-Spielmacher Hesse zudem mit Gelbroter Karte des Feldes verwiesen. Und als ob der Maschpark inzwischen mit einem Fluch belegt wurde, musste das Team dann auch noch in der Nachspielzeit mit einem Freistoß in die Torwartecke durch Kiy das 2:3 hinnehmen.

Ein Punkt zum Einstand hätte das Team sicher verdient. Aber vielleicht war die Partie für den neuen Coach auch lehrreich. Jetzt dürfte er wissen, wo er ansetzen muss. Eine Leistungsdiagnostik wäre hilfreich, denn die nachlassenden Kräfte bei den meisten Akteuren im Verlauf der zweiten Halbzeit waren deutlich erkennbar. Dennoch wurde das Team von den Fans mit Applaus verabschiedet. Denn die Anhänger spüren deutlich, dass dieses Team zur Spitzengruppe der Liga gehören würde, wenn Einsatzbereitschaft und Kampfgeist belohnt würden.