Krombacher Niedersachsenpokal: VfL Osnabrück holt zum vierten Mal den Cup – Sieg im Elfmeterkrimi – „Drin oder nicht?“ Die Wembley-Frage wird jetzt auch in Meppen diskutiert – Heuer Fernandes verabschiedet sich als Pokalheld von der Bremer Brücke - Der VfL Osnabrück hat zum vierten Mal in seiner Vereinsgeschichte den niedersächsischen Verbandspokal der Herren gewonnen. Im Finale um den Krombacher Niedersachsenpokal setzte sich der Drittligist am Mittwochabend vor 10 662 Zuschauern beim klassentieferen SV Meppen mit 5:4 nach Elfmeterschießen durch. In der regulären Spielzeit hatten sich beide Teams 0:0 getrennt. 

Drin oder nicht? Diese Frage ließ auch lange nach dem Schlusspfiff keinen der Beteiligten los. Denn entschieden wurde der Pokalkrimi durch einen von Osnabrücks Torwart Daniel Heuer Fernandes an die Unterkante der Latte gelenkten Ball, der von dort auf, vor oder hinter die Linie sprang. Linienrichter Jost Steenken entschied auf nicht drin – damit hatte der VfL das Elfmeterschießen gewonnen.
„Ich hatte das Gefühl, dass der Ball von mir drin war“, erklärte Meppens Schütze Martin Wagner, während Heuer Fernandes sagte: „Ich bin überzeugt, dass der Elfer nicht drin war.“ Wie auch immer: Mit seinem Reflex, als er Wagners Schuss mit dem linken Arm an die Unterkante der Latte lenkte, bescherte sich Osnabrücks Schlussmann den denkbar schönsten Abschied. Denn der 22-Jährige, der seit Juli 2013 an der Bremer Brücke unter Vertrag stand, wird den Verein am Saisonende verlassen und geht selbst davon aus, dass sein Auftritt in der Meppener Hänsch-Arena der wohl letzte im VfL-Trikot war. „Wenn Frank (Lehmann; d. Red.) am Wochenende fit sein sollte, war es heute mein Abschiedsspiel“, erklärte Heuer Fernandes gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung.
Seinen Ruf als Pokalhelden hatte sich der portugiesische U 21-Nationaltorwart aber nicht nur mit dieser Aktion erworben. Zuvor hatte er bereits gegen Meppens Kapitän Johann Wigger pariert – zu einem aus Osnabrücker Sicht eminent wichtigen Zeitpunkt, da SVM-Keeper Benjamin Gommert zuvor gegen Kandziora die Oberhand behalten hätte und der Regionalligist bei einem erfolgreichen Versuch von Wigger in Führung gegangen wäre. Lesen Sie weiter auf Seite 2!

So war es Daniel Heuer Fernandes, der zum Helden des Abends wurde. Eine Rolle, für die sich zuvor sein Kollege Benjamin Gommert mit Nachdruck empfohlen hatte – nicht nur wegen des gehaltenen Kandziora-Elfmeters. Vor allem in der Anfangsphase der Partie bewahrte Gommert seinen SVM mit mehreren Glanztaten vor dem Rückstand. Seine stärkste Aktion hatte er in der 15. Minute, als er einen Kopfball-Aufsetzer von Chahed zur Ecke lenkte. Allerdings: Bereits nach acht Minuten hätte auch Gommert das Nachsehen haben müssen, als Addy Menga nach einer Alvarez-Hereingabe den Ball freistehend aus einem Meter neben das Tor schoss – die mit Abstand beste Einschussmöglichkeit einer Partie, in der Osnabrück in den ersten 20 Minuten Chancenwucher betrieb und Meppen froh sein durfte, die erste Hälfte ohne Gegentor beenden zu dürfen. Lesen Sie weiter auf Seite 3!

Ähnlich wie beim Halbfinalsieg gegen den Lüneburger SK Hansa steigerten sich die Hausherren nach dem Wechsel aber erheblich. Ein direkt getretener Freistoß von Max Kremer stellte nach 53 Minuten die erste Bewährungsprobe für Heuer Fernandes da. Es entwickelte sich nun ein Pokalfight auf Augenhöhe, in dem die Grenzen des Klassenunterschieds zunehmend verschwanden. Da zudem Großchancen hüben wie drüben ausblieben lief das Spiel zwangsläufig auf ein Elfmeterschießen hinaus, das zu einem der denkwürdigsten in der 1956 begründeten Geschichte des Pokalwettbewerbes werden sollte. Ähnlich wie beim Wembley-Tor dürfte noch lange die Frage aufgeworfen werden: Drin oder nicht? Johan Wigger: „Ich habe den Jungs schon vorher gesagt: Wenn wir in 30 Jahren zusammensitzen und trinken ein Bier, dann sprechen wir über dieses Spiel. Das sind Spiele, die vergisst Du nie wieder.“ Die Vorahnung sollte Meppens Kapitän nicht trügen.

Das Spiel in der Statistik

SV Meppen: Gommert – Jesgarzewski, Hudec, Geiger, Schepers (90. Thomas) – Wagner, Robben (78. Maier), Wigger Latkowski – Pasiov (86. Rodriguez), Kremer.
VfL Osnabrück: Heuer Fernandes – Pisot, Willers, Grassi, Hohnstedt (78. Dercho) – Thee (59. Iljutcenko), Groß, Chahed, Odenthal (46. Kandziora) – Alvarez, Menga.
Elfmeterschießen: 0:1 Pisot, 1:1 Kremer, 1:2 Willers, 2:2 Rodriguez, 2:3 Alvarez, 3:3 Maier, Gommert hält gegen Kandziora, Heuer Fernandes hält gegen Wigger, 3:4 Menga, 4:4 Hudec, 4:5 Iljutcenko, Heuer Fernandes hält gegen Wagner.
Zuschauer: 10 662
Schiedsrichter: Schröder (Hannover), Assistenten: Meermann, Steenken.
Gelbe Karten: Schepers, Robben, Wagner – Alvarez, Chahed, Willers.
Der bereits seit 1956 ausgerichtete niedersächsische Pokalwettbewerb, der seit 2011 vom Premium-Partner des NFV, der Krombacher-Brauerei, unterstützt wird, hat auch 2014/15 eine besondere Aufwertung erfahren. Von den 140.000 Euro Fernsehgeld, die die beiden Finalisten jeweils erwarten dürfen, profitieren anteilig auch die übrigen am Krombacher-Niedersachsenpokal beteiligten Mannschaften. Denn der Sieger des Verbandspokalendspieles zahlt 10.000 Euro in einen vom NFV eingerichteten Solidartopf ein, der Verlierer 25.000 Euro. Der dadurch mit insgesamt 35.000 Euro gefüllte Solidartopf wird anteilmäßig auf alle Mannschaften verteilt, die am Wettbewerb teilgenommen hatten. Da winkt sogar dem 1. SC Göttingen 05 noch eine Prämie!

Foto: NFV

Applaus ist des Künstlers Lohn! Wenn dir unser Beitrag über die regionale Fußballszene gefallen hat, hinterlass bitte ein positives Statement in den sozialen Netzwerken, wie Facebook! Vielen Dank!