Fußball ist ein sehr einfacher Sport. Mal abgesehen von einer Prise Talent werden eigentlich nur folgende Utensilien für eine fachgerechte Ausübung des Sports benötigt: ein Paar Fußballschuhe, ein Paar Schienbeinschoner (frei nach Walter Frosch tun es zur Not aber auch einfach zwei Schachteln Zigaretten), ein Paar Stutzen, eine Hose, ein Trikot. Fertig.

Der Beitrag aus der Kreisliga wird präsentiert von:

Was hat das mit dem Spiel vom vergangenen Sonntag bei GW Hagenberg zu tun?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen und die mitunter komplizierte Beziehung der Dorster Spieler zu ihrer Ausrüstung zu erläutern, muss man zwei Brücken in vergangene Tage schlagen.

„Brücke Nummer 1“:
Bad Sachsa, ein paar Jahre zuvor: Im Harzer Kurort kämpft der stark ersatzgeschwächte TSC Dorste gegen den heimischen VfB um wichtige Punkte in der Kreisliga Osterode. Dorstes damaliger Trainer Uwe Vihs möchte dem Spiel durch einen offensiven Wechsel neue Impulse geben und zitiert kurzerhand Ersatzspieler Jan Bergmann zu sich, gibt letzte Instruktionen, erklärt taktische Vorgaben.
Nur um Sekundenbruchteile vor dem geplanten Wechsel von Bergmann auf den harten Boden der Realität zurückgeholt zu werden: „Äähh, Uwe, ich habe gar keine Hose an. Die liegt noch in der Kabine.“
Stille.
Stille.
Ein lauter Seufzer.

Die Geschichte dieses Fauxpas wurde zum Leidwesen Bergmanns im Laufe der Jahre beim gemeinschaftlichen Austausch sonderbarer Fußball-Anekdoten immer wieder gerne herangezogen.
Zu Bergmanns großer Freude steht er seit Sonntag jedoch nicht mehr allein im Regen. Das Buch wurde erfolgreich um ein neues Kapitel erweitert.
Dazu später mehr.

Womit wir bei „Brücke Nummer 2“ angelangt wären:
Für das erste Saisonspiel bei GW Hagenberg standen neben dem langzeitverletzten Stammtorhüter Mylius (Kreuzbandriss, Meniskusschaden) auch Duda, Ludwig, von Einem und die Gebrüder Osmani nicht zur Verfügung. Das Dorster Trainergespann Ludwig/Meister konnte sich jedoch eigentlich glücklich schätzen, nicht über den kompletten Kader zu verfügen, denn so oder so: Ein weiterer Spieler hätte gar mehr in den Kader berufen werden können.
Der Grund dafür ist einfach wie auch gleichermaßen peinlich: Bei der Meisterfeier am letzten Spieltag der Vorsaison schafften es nicht alle Trikots zurück in den Trikotkoffer. Unter ominösen Umständen – möglicherweise war Alkohol im Spiel – verschwand das Trikot mit der Nummer 7 in der Dorster Peripherie. Auch ein polizeiliches Großaufgebot konnte das Objekt nicht wieder zu Tage fördern.

Man sieht: Der TSC und seine Ausrüstung. Eine Beziehung mit lang gelebter Tradition.

Somit machten sich lediglich 16 Spieler auf den Weg in den Göttinger Vorort Hagenberg.
Coach Ludwig mahnte vor Spielbeginn den schlechten Rasen an und forderte seine defensiven Schützlinge auf, sich bloß nicht zu schade für einen Befreiungsschlag zu sein.
Gesagt, nicht getan: Nach gerade einmal 30 Sekunden spielte sich die TSC-Viererkette unter Gegnerdruck – bei einem akkumulierten Negativ-Raumgewinn von 40 Metern – den Ball so häufig zu, dass als letzter Ausweg ein Rückpass zu Keeper Kleindienst offen blieb. Dessen Versuch, den Ball aus der Gefahrenzone zu bringen, versandete jedoch bereits kurz vor dem Strafraum. Der sofortige Abschluss des Hagenbergers Gerlitz knallte zum Glück nur ans Alu-Gebälk.

Die Schrecksekunde, der vielfach zitierte Weckruf zur rechten Zeit, der Wachmacher: Es gab ihn leider nicht. Denn bereits in der 3. Minute pennte die Hintermannschaft des TSC erneut. Ein langer Ball wurde vom Hagenberger Stürmer per Brustmitnahme in den Strafraum vorgelegt, zu einem platzierten Abschluss kam er jedoch nicht mehr. TSC-Keeper Pascal „100%“ Kleindienst – drei Elfmeter in drei Pflichtspieleinsätzen – streckte den Angreifer butterzart nieder. Während Kleindienst die ersten zwei Elfmeter seiner jungen Herrenkarriere noch unbeschadet überstand, wurde er dieses Mal klassisch verladen. 1:0 für die Gastgeber (3. Gerlitz).

Die verschlafene Dorster Anfangsviertelstunde wurde in der 17. Minute dann bereits komplettiert, als der Ball in der Vorwärtsbewegung verloren und die aufgerückte Abwehr auf dem falschen Fuß erwischt wurde. Hagenberg schaltete schnell um und der freigespielte Gerlitz ließ Keeper Kleindienst erneut keine Chance. 2:0.

Wer nun aber glaubte, das Spiel würde in einem Fiasko enden, sah sich getäuscht. Der TSC konnte sich aus der Lethargie befreien und das Spiel in der Folge komplett offen, wenn nicht sogar mit leichtem Übergewicht, gestalten.
Leider blieben sehr gute Chancen durch Bergmann, Röpke und Hennig jedoch ungenutzt, da entweder der gut aufgelegte Hagenberger Schlussmann oder das Aluminium einen Einschlag verhinderte, sodass es mit dem 2:0 in die Halbzeitpause ging.

Auch im zweiten Spielabschnitt blieb es eine offene Partie, in der der TSC zwar das Gros der Spielanteile für sich beanspruchen konnte, Hagenberg aber durch Konter stets gefährlich blieb.
Dorste lief verzweifelt an, brachte das Leder aber einfach nicht im gegnerischen Kasten unter.

Somit kam es in der 71. Minute dann schließlich zu der Szene, auf der die Einleitung dieses Berichtes beruht: Eine Reminiszenz an die diesjährige Abschlussfahrt nach Mallorca, ein Ohrwurm des Gassenhauers „Beate, die Harte“ veranlasste TSC-Coach Ludwig zu einem Doppelwechsel.

„Scheiße, scheiße, was mache ich jetzt?
Ich setz´alles auf eine Karte…“ (den weiteren Text erspare ich mir mal; passt auch nicht ins Bild)

Das Dorster Innenverteidiger-Duo Ulrich/Wedemeyer sollte das Spielfeld verlassen, die Wirbelwinde Wächter/Schlodder dafür in die Partie kommen und der TSC fortan mit ganz offen(siv)em Visier kämpfen. Doch leider musste dieser Plan sogleich wieder verworfen werden.
„Wo ist mein Trikot?“, hörte man es nur von außen rufen. Ein sichtlich hektischer Michael Schlodder preschte im Sprint zur Kabine, nur um dort vor verschlossenen Türen zu stehen und unverrichteter Dinge wieder den Rückweg anzutreten.

„Schlodder hat sein Trikot verschloddert, somit kommt Scheele statt Schlodder ins Spiel.“, sollte man später im wie immer von Christopher Stramer geführten Liveticker nachlesen können.

Ob es dieser geniale Wortwitz als neues Synonym für „etwas vergessen“ in den Duden schafft? Unwahrscheinlich.

Also kam Thorben Scheele zu seinem Pflichtspieldebüt in der Dorster 1. Herren, konnte jedoch auch nichts mehr am späteren Endergebnis ändern.
Das bis dato sehr faire Spiel ging in den Schlussminuten leider sehr unrühmlich zu Ende: Rudelbildung, Beleidigungen, unzählige gelbe Karten und zwei gelb-rote Karten für die Gastgeber bedeuteten für den Schiedsrichter etwas Schreibarbeit nach Spielschluss. Schade.

Aufgrund des verschlafenen Beginns und der Kaltschnäuzigkeit der Gastgeber sicherlich kein unverdienter Heimsieg. Der TSC agierte jedoch über weite Strecken auf Augenhöhe und hätte bei etwas mehr Spielglück auch etwas Zählbares eintüten können.

PS: Das abhandengekommene Trikot mit der Nummer 7 hat mittlerweile den Weg zurück nach Hause gefunden. Der verantwortliche Missetäter, der namentlich nicht erwähnt werden möchte, kann sich jedoch auf eine Untersuchung des neugegründeten Disziplinarkommandos Lampenscherf/A. Wedemeyer gefasst machen. Dürfte teuer werden…:-)

Bericht: E. Wedemeyer

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