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Um ein derart prominentes Spiel wie den Fußball ranken sich automatisch mit den Jahren zahllose Mythen, schon allein deshalb, weil ganz viel Emotionen mit im Spiel sind. Statistiken werden dagegen eher selten gelesen, und mit schnöder Theorie lässt sich ohnehin kein Turnier gewinnen. Es wird also mal Zeit, einen Blick auf die bekanntesten Legenden zu werfen und sie, wenn nötig, zu entmystifizieren: Damit der Fußball wieder auf solidem Rasen rollt.
Mathematik irrt nicht
Ein beliebter Fußballerspruch lautet: „Wer 1:0 führt, der stets verliert.“ In diesem Fall hat sogar ein Mathematiker den Gegenbeweis angetreten: Der math.space-Gründer Professor Rudolf Taschner von der Technischen Universität Tübingen stellte fest, dass eine Mannschaft im Heimspiel, die zu Beginn mit 1:0 in Führung geht, in 93% aller Fälle siegt! Bei einer 2:0-Führung steigt die Gewinnwahrscheinlichkeit bereits auf volle 98%; auf fremdem Platz bringt das 1:0 allerdings „nur“ eine 78%ige Gewinnwahrscheinlichkeit hervor. Damit ist dieser Mythos ganz eindeutig wiederlegt, auch wenn es immer wieder Fußballteams gibt, die gegen jede statische Wahrscheinlichkeit verlieren.
Elfer-Krimis gehören dazu
Viele Mythen ranken sich auch rund um den finalen Schuss von der Strafstoßmarke, eine davon besagt, dass Deutschland im Elfmeterschießen immer gewinnt. Ob darin ein wahrer Kern verborgen liegt, zeigt sich bei Betrachtung der entsprechenden Statistiken, die die Erfolge (und Misserfolge) unserer Nationalmannschaft klar benennen. Die Quote aus dem Jahr 2016 steht bei 6:1, das heißt, dass unser Team sechs von sieben Elfmeterschießen im Rahmen der EM oder WM für sich entschied. Die deutschen Elfmeterkiller sind also im Stande zu verlieren, wenn auch nur sehr selten. Ebenso ist es unwahr, dass die Engländer auf demselben Gebiet wirklich immer versagen, schließlich erinnern wir uns alle noch an die WM 2018, als Kolumbien den Three Lions im Elfmeterschießen unterlag.
Dem Heimvorteil auf der Spur
Dass im Heimspiel das Gewinnen leichter fällt, ließe sich mit psychologischen Argumenten trefflich untermauern, denn daheim fühlt sich jeder Mensch am wohlsten. Und wenn dann noch zahlreiche eigene Fans in den Rängen sitzen und ihr Team kräftig anfeuern, dann sollte es doch mit den Toren klappen – oder etwa nicht? An dieser Stelle müssen wir sagen: Ja, das stimmt! Daheim schießen Fußballmannschaften durchschnittlich 0,7 mehr Tore als auswärts. Das ist zwar nicht unbedingt beeindruckend viel, jedoch durchaus ernst zu nehmen.
Was lernen wir daraus: Festgefügte Denkstrukturen sind nicht immer richtig, auch nicht im Fußball. Manchmal genügt nur etwas Detektivarbeit in den Statistiken, um einen Mythos zu entlarven; nur in sehr seltenen Fällen lässt sich die Legende als wahr bestätigen. Ein Blick hinter die Kulissen wird sich also in der Regel lohnen, um das Fußballweltbild stets der Realität anzupassen.