Der KSV Hessen Kassel lehnt die Austragung der FIFA-Fußballweltmeisterschaft der Männer 2022 in Katar ab. Er wird im Rahmen seiner öffentlichen Aktivitäten die unhaltbaren Zustände auf den Baustellen der WM sowie die allgemeine Menschenrechtssituation in Katar kritisieren und darauf hinweisen, dass die FIFA und alle anderen Beteiligten mit der Durchführung der WM in diesem Land die Werte des Sports und des Fußballs mit Füßen tritt. 

PM des KSV Hessen Kassel

Der KSV Hessen Kassel erklärt, dass er aus seinen Reihen keine Spieler für die Nationalmannschaften abstellen wird – weder für die deutsche Nationalmannschaft noch für ein anderes Land. Der KSV Hessen Kassel wird sich nicht an „Public Viewings“ beteiligen und ruft seine Mitglieder- und Anhängerschaft auf, den Boykott zu unterstützen. Wer den KSV Hessen liebt, liebt den Fußball. Und wer den Fußball liebt, muss Katar 2022 boykottieren!

Was zuviel ist, ist zuviel: Seit vielen Jahren kritisieren viele Fanszenen sowie kritische Journalist*innen das Verhalten von Funktionär*innen von FIFA, UEFA und DFB. Es geht meist um die Kommerzialisierung des Fußballs, die Aufgabe von sportlichen Werten und die damit einhergehende Entfremdung des Fußballs von den Fans. Mit dem Vorhaben der FIFA, ihre Fußballweltmeisterschaft der Männer 2022 in Katar auszutragen, erreicht der Verrat von sportlichen und politischen Werten des Fußballs aber eine neue Qualität, die für uns nicht hinnehmbar ist. Es ist an der Zeit, sich zu positionieren und ein Zeichen zu setzen. Bereits seit einigen Jahren sind die unhaltbaren Zustände auf den Baustellen der WM in Katar bekannt. Im Zuge der Austragung der FIFA-Klub-WM im Februar 2021, an dem der FC Bayern München den europäischen Fußballverband als Champions-League-Sieger vertrat, stieg die Aufmerksamkeit auf die Situation im Land: Mindestens 6.500 Arbeitsmigrant*innen aus Indien, Nepal, Bangladesch, Sri Lanka und Pakistan sind beim Bau der Stadien und der Infrastruktur ums Leben gekommen. Wer überlebt, geht durch die Hölle: Den Arbeiter*innen werden die Löhne vorenthalten, die Pässe abgenommen, ihnen wird die Ausreise verwehrt. Sie sind Sklaven eines autoritären Regimes, dass sich nicht um Menschenrechte schert: Homosexualität wird mit Gefängnis bestraft, Jüdinnen und Juden wird die Einreise verwehrt, Gewerkschaften sind verboten, Frauenrechte ein Fremdwort, Terrorgruppen werden offen unterstützt und finanziert.

Aus Sicht nationaler wie internationaler Fußballfunktionär*innen ist die Austragung der
Weltmeisterschaft in diesem Unrechtsstaat kein Problem. Korruption, Unterdrückung, Folter, Intoleranz, Sklaverei, Ausbeutung, Antisemitismus und vieles mehr – FIFA und DFB nahmen und nehmen alles unwidersprochen hin. Andere Länder, andere Sitten? Die Kampagnen der Fußballverbände für Respekt und Toleranz, gegen Rassismus und Ausgrenzung wirken vor dem Hintergrund der Zustände im Gastgeberland wie ein Hohn und entbehren jedweder Glaubwürdigkeit.

Es ist an der Zeit, dass sich alle, die den Fußball lieben, positionieren und Haltung zeigen. Jede und jeder hat es bei dieser WM selbst in der Hand zu entscheiden, was er/sie von der kriminellen Kollaboration des Emirats mit dem internationalen Fußball hält. Kann man unbeschwert sein Fähnchen schwenken und sich zum „Public Viewing“ treffen, wenn man weiß, dass in den errichteten Stadien Tausende von Menschen ihr Leben gelassen haben? Wir sagen: Nein! Unsere Antwort lautet: Boykott – und zwar auf allen Ebenen!

Daher macht der KSV Hessen Kassel den Auswahlmannschaften der nationalen Fußballverbände klar, dass er für dieses unwürdige Schauspiel keine Spieler abstellen wird. Unsere Jungs bleiben zuhause!

Stattdessen treten der KSV Hessen, seine Spieler*innen und Mitglieder*innen in einen
öffentlichen Dialog und werben für ihre Vorstellung von Fußball: regional, respektvoll, ehrlich, weltoffen und bodenständig. Der KSV wird sich an regionalen Aktivitäten und Bündnissen mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren beteiligen, die sich kritisch mit der Austragung der WM auseinandersetzen. Er unterstützt Veranstaltungen und Aktionen und initiiert gegebenenfalls selbst eigene Formate. Er wirkt daran mit, dass dem Turnier das größtmögliche Desinteresse entgegengebracht wird. Und er wirbt bei anderen Amateur- und Profivereinen um Unterstützung.

Dieser Beschluss der Gremien des KSV Hessen Kassel erfolgte auf Vorschlag der Fangruppe „Blog36“ und des Fanprojekts „Fullestadt“ Kassel, dem der KSV gerne gefolgt ist.