Sowohl im übertragenen als auch im wörtlichen Sinn wurde den Spielern des TSC am vergangenen Sonntag eine mächtig kalte Dusche verpasst: Der heftigen und überraschend deutlichen Abreibung auf dem Platz folgte nach Spielschluss eine Körperpflege aus der Kategorie „Gletscherwasser“. Beides sorgte dafür, dass die Akteure der Grün-Weißen mit geschrumpftem Selbstvertrauen und Minderwertigkeitskomplexen die Heimreise antreten mussten.

Der Beitrag aus der 1. Kreisklasse Nord wird präsentiert von:

Nachdem sich alle gen Italien, im „Gasthaus zum tänzelnden Pino“, versammelt und wieder akklimatisiert hatten, konnte mit der kritischen Reflexion der Ereignisse begonnen werden.
Der Skandinavien-Reisende Tim Launhardt erkundigte sich via WhatsApp: „Woran hat et jelegen?“

In den Köpfen der TSC-Spieler dürften sich daraufhin folgende Gedankengänge abgespielt haben:
Ja, jut, woran hat et jelegen? Dat ist natürlich immer so die Frage. Ich sach natürlich immer: Woran hat et jelegen? Ähh, da fragt man sich nachher natürlich immer, woran et jelegen hat. Ich sach immer, woran et jelegen hat, fragste dich immer. Woran hat et jelegen?

Nach intensiver Aufarbeitung der Geschehnisse konnten schnell fünf mögliche Erklärungspunkte für die vernichtende Niederlage identifiziert und ins Feld geführt werden.

Punkt 1) – Der Ball: Zu rund. Zu optimal aufgepumpt.
Als Dorster ist man vom Training nur die 3,5 Bar Vollmantelgeschosse gewohnt – pro Kopfball eine Lebenserinnerung weniger. Also klarer Vorteil für die Heimmannschaft.

Punkt 2) – Der Platz: Zu eben. Zu gepflegt.
Nichts im Vergleich zu der Schlammödnis des Dorster Trainingsplatzes, dessen Nutzungsanspruch man sich aktuell mit einem Maulwurf teilt. Ist ja völlig verständlich, dass man auf einem vernünftigen Rasen dann nicht richtig Fußball spielen kann. Erneuter klarer Heimvorteil.

Punkt 3) – Der Schiedsrichter: Trikot zu rot. Pfeife zu laut.
Schlimm!

Punkt 4) – Glück im Abschluss: Der TSC Dorste verwertete nur 1 von 5 Chancen = 20 %. Der FC Seebern hingegen verwertete 5 von 15 Chancen = 33,3 %. Bei über 13 % Differenz ein klares Missverhältnis von Pech und Glück im Abschluss. Fakt. Und bestimmt kein Zahlenspiel.

Einer eingehenden Prüfung hielten die Punkte 1) bis 4) jedoch nicht stand, sodass wohl nur der letzte Erklärungsansatz Licht ins Dunkel bringen kann.

Punkt 5) – Der Gegner: Zu gut. Zu aggressiv. Zu ballsicher. Zu überlegen.

Gegen diesen starken Gegner ließen die Dorster an diesem Tag sämtliche Tugenden, die die Mannschaft in der Hinrunde noch ausgezeichnet hatten, vermissen. Ein vernünftiger Spielaufbau gegen die „Pressingmaschine“ FC Seebern fand ebenso wenig statt wie eine akkurate Zweikampfführung.

Dabei deutete vor Anpfiff eigentlich nichts darauf hin, dass der TSC dermaßen unter die Räder kommen sollte.
Coach Exner konnte trotz gleich sieben Absagen (Launhardt, Lampenscherf, Kurschatke, von Einem, Schlodder, Dörge, Duda) dank der enormen Kaderbreite wieder auf 15 Spieler zurückgreifen.

Doch von Beginn an zeichnete sich leider ab, welche Mannschaft an diesem Tag die drei Punkte eintüten würde. Der FC Seebern lief die ballführenden Spieler des TSC konsequent und in hohem Tempo an, erzwang so leichtfertige Ballverluste und spielte seinerseits dann mit wenigen Kontakten schnell in die Spitze. Aus diesem überfallartigen Anlaufen resultierte bereits in der 6. Minute der Führungstreffer für die Hausherren, als Patrick Mock im Strafraum TSC-Keeper Mylius umkurven und zum 1:0 einschieben konnte. Nachdem in der 14. Minute Jonas Jüttner völlig (!) unbedrängt mit einem Flachschuss auf 2:0 erhöhen konnte, war bereits eine Vorentscheidung gefallen.

Der TSC verharrte jedoch bei der Maxime, das Spiel von hinten heraus aufzubauen, und brachte sich dadurch immer wieder selbst in Bedrängnis. Waren dann doch mal die ersten zwei Linien des Gegners überspielt, mangelte es entweder an der nötigen Kreativität, um die Sturmspitzen in Szene zu setzen, oder aber an einer vernünftigen Zweikampfführung gegen die robusten und hart agierenden Abwehrspieler des FCS.

Als in der 33. Minute Niklas Müller einen weiteren schnellen Gegenangriff nach Dorster Ballverlust gegen die zu weit aufgerückte TSC-Viererkette mit einem sehenswerten Treffer zum 3:0 abschloss, war die Messe endgültig gelesen.

Im zweiten Spielabschnitt konnte der TSC das eigene Spiel zwar etwas stabilisieren, blieb jedoch in den Offensivbemühungen weitestgehend blass. Auch weil die Gastgeber sich nun mehr auf die Defensive konzentrierten und das Pressing reduzierten.

Den Dorster Ehrentreffer in der kurzen TSC-Drangphase erzielte schließlich Hewad Osmani per Kopf nach einem Eckball (74.).

Die kurz aufkeimende Hoffnung im Dorster Lager konterten die Hausherren jedoch mit einer Schlussoffensive und stellten das Ergebnis letztlich auf 5:1 (85. Müller; 87. Kopp). Angesichts vieler weiterer vergebener Chancen der Gastgeber ein auch in der Höhe absolut verdienter Sieg.

Was dem Dorster Trainer-Duo Exner/Ludwig jedoch noch viele weniger gefallen haben dürfte als die schlechte Performance ihres Teams, war die Art und Weise, wie die Spieler während der Partie angesichts der sich anbahnenden ersten Niederlage miteinander ins Gericht gingen.
Dieser Missstand wurde dementsprechend beim Dienstagstraining klar kommuniziert und hoffentlich behoben.

Schließlich stehen nun richtungsweisende Wochen an:
Erst bittet am Samstag der neue Spitzenreiter SV Förste zum mit Spannung erwarteten Derby.
Dann folgen mit sechs Spielen in 21 Tagen schwere Aufgaben im April.

Aber der am Sonntag nach der Niederlage insgesamt dreimal getätigte Ausspruch „Wer weiß, wofür es gut war?“, gibt Hoffnung für die kommenden Spiele. Vielleicht kam diese heftige Niederlage genau zur richtigen Zeit und hat allen Akteuren die Augen geöffnet und verdeutlicht, dass man um drei Punkte zuallererst immer noch fighten muss.

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