Der Sonntagmorgen des letzten Pflichtspiels im Jahre 2019 begann bereits um 03:06 Uhr. Der in Hannover seinen Geburtstag zelebrierende und deshalb für das schwere Auswärtsspiel in Vorsfelde ausgeplante Stürmer Abdullah Al Sabi hatte eine spontane nächtliche Eingebung und bereicherte die teaminterne WhatsApp Gruppe mit einer vielversperechenden Ankündigung: „Ich bin wahrscheinlich morgen doch dabei.“ Die Freude über die unverhoffte Verstärkung des Angriffs währte jedoch nur knapp 5 Stunden, als beim Warten am vereinbarten Treffpunkt die mathematischen Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung neu definiert werden mussten: 

Von Daniel Vollbrecht

„Minus x Minus = Minus“ oder: „Abdullah x Frühes Sonntagsspiel x Zu wenig Schlaf = Nicht auffindbar“. Schade drum, doch zum Glück wussten wir noch unseren unberechenbaren Freistoßgott Dexil Onal in der imaginären Hinterhand, der beim Training selbstbewusst seinen Platz in der Startelf reklamierte. Doch seine Mitspieler vom Planeten Hurensohnistan hatten im Gegensatz zu ihm Batterien in ihre Halal-Wecker gepackt und somit die frühmorgendliche Abfahrt gen Autostadt Vorsfelde locker gepackt.

Die Last lag nun ganz auf den Schultern der U17-Angreifer Tarkan Tahiri und Andi Morina, ein Namen klangvoller als der andere. Doch während Tarkan die an der Seesener Tankstelle offerierten Quarkbällchen ähnlich missmutig zur Kenntnis nahm wie ein Medium durchgebratenes Schweineschnitzel, war Andi nicht nur ob der süßlichen Frühstücksköstlichkeit direkt hellwach. Spätestens nachdem auch bei Rune Ritterbuschs Toliettensitzung die Nachspielzeit abgelaufen war und er detailliert über seine kilogrammschwere Erleichterung parlierte, hatten alle Spieler ihre Müdigkeitsattacken überwunden und labten sich an der aromatisch ansprechenden Melange aus Haferbreitextrakt und Apfel-Mandarinenduft, die den Vollbrecht-Bus von der hintersten Rückbank aus olfaktorisch umwölbte.

Kurz vor Ankunft in Vorsfelde ein wichtiger Anruf: Mittelfeldhoffnung Noah Bachmann teilte eine fünfminütige Verspätung mit, da sein Gastschüler vor lauter Vorfreude auf das baldige Fußballspektakel Nasenbluten bekam und Noah zunächst Erste Hilfe zu leisten hatte. Als Noah schließlich erwartungsfroh den Umkleidetrakt betrat, blickte er in genervte Gesichter der erfolgsverwöhnten Schwarz-Gelben Stars: die Kabinen waren allesamt verschlossen und der Vorsfelder Gastwirt musste zunächst den Schlüssel suchen. Außenverteidiger Ole Casper wollte direkt mal mit einem 20 Meter-Anlauf die Tür auftreten, aber unser Kickboxer hob sich diese Aktion für die zweite Halbzeit auf…

Nachdem 5 Sterne Coach Timo und 2 Sterne Praktikant Daniel die taktischen Instruktionen an den Mann gebracht hatten, intervenierte das gute Schiedsrichtergespann, welches abends zuvor mutmaßlich den 2007er Horrorfilm „Der Nebel“ gesehen hatte und nun ein ähnlich bedrohliches Schreckensszenario auf dem Vorsfelder Kunstrasen wahrnahm. „Wir machen jetzt das Flutlicht an und wenn das nicht hilft, wird nicht angepfiffen“, vermeldete der anwesende Platzwart mit einem Weltuntergangsgesicht. Wir waren auf Schlimmste gefasst und setzten bereits unsere Grubenlampen aus dem Gelsenkirchener Bergbaumuseum auf, um den Weg zum Spielfeld zu finden. Aber der fiese Nebelschleier entpuppte sich als romantische Winterkulisse für einen spannenden Kick, den wir lange Zeit offen gestalten konnten.

Unter den Augen des Schönhagener Trainers, der extra für seinen Weltstar in spe, Lennart Busch, angereist war, entwickelte sich eine intensive Auseinandersetzung mit vielen Zweikämpfen, an denen Lennart nicht partizipierte: Er war ebenso abkömmlich wie sein kongenialer Partner und Laufwunder Jannik Bertram, der momentan eine Verletzung am Knöchel auskuriert. In den ersten 20 Minuten passierte nicht viel, dann folgte das obligatorische Gegentor, bevor nach einem langen Freistoß plötzlich Andi Morina alboesk ins Eck abschloss: 1:1, der glückliche Ausgleich zur Pause, den wir aber gerne mitnahmen um direkt nach Wiederbeginn sogar die Führung nachzulegen: Kapitän Julien Arnecke zimmerte einen 100m-Diagonalpass in den Lauf von Paulo „Sprinto“ Uszkurat, der direkt auf Maksut Avdulahi ablegte. Maksut drückte kurz Viereck, der Keeper ließ klatschen und Andi konnte zum Doppelpack abstauben. „Ja ist denn heute schon Weihnachten“, frohlockte Timo Ziegler am Spielfeldrand und packte in Gedanken bereits die 3 Punkte untern Gabentisch.

Leider lagen noch 44 Spielminuten vor uns und Vorsfelde erhöhte den Druck. Das Abwehrbollwerk hielt stand und Innenverteidiger Jan Wadsack löschte die Brandherde ähnlich professionell wie der ihm seitens Zeugwart Volker Rüdiger verliehene Kosename erwarten ließ. Wir warfen uns in jeden Ball hinein, Torwarttalent Johannes.Riepenhausen.Bist.Super. lieferte einen bärenstarke Partie ab und Ole Casper rannte seinen Gegenspieler im Stile eines gedopten Stieres mit 120 km/h und 10 Metern Anlauf einfach um. Da half auch kein „Ruuuuhig Ole“ von Coach Daniel mehr: Schulterverletzung bei Vorsfeldes Nummer Neun und treuherzige Reklamation dreier Sprühstöße Eisspray durch unseren Freund günstiger McDonalds Gratis-Colas.

Gegen Ende wurde es hitzig. Der Tabellendritte traf zweimal und griff provozierend die rhetorische Zwischenfrage Timos nach der vorzeitigen Terminierung weihnachtlicher Feierlichkeiten auf. „Halt die Fresse“ konterte Daniel und bekam vom Schiedsrichter die erste Gelbe Karte seiner Trainerkarriere gezeigt. „Sie sind kein Vorbild für die Jugend“, lautete die Begründung, die Verteidiger Tom Heditzsch sympathisch mit „Doch, ist er sehr wohl“ konterte und sich damit einen Stammplatz auf Lebenszeit erarbeitete.

Der Trash-Talk setzte sich fort, als ein weiterer Spieler des – so ehrlich muss man sein – verdienten Siegers Vorsfelde allzu penetrant seine Geschlechtsteile bearbeitete und das Vorhandensein ebensolcher der Schwarz-Gelben Trainerbank signalisierte. Mit anderen Bällen konnte er weniger gut umgehen, was Coach Daniel seinen Spielern allzu deutlich verbalisierte: „Den braucht ihr nicht decken, der kann kein Fußball spielen.“ Zum Glück hatten sich nach dem Spiel alle wieder lieb und man verabschiedete sich sportlich fair mit Handschlag, ohne wechselseitige Massagen der zuvor stimulierten Organe einzufordern.

Auf dem Rückweg wurde noch bei McDonalds Halt gemacht, wo die U17 Spieler Dominik, Andi und Nico unverhofft an der Aktion „Zahl 1 – bekomm 4“ teilnehmen durften. Die Servicekraft servierte geschätzt 10 Burger, ohne dass diese auf der Rechnung standen. #star Andi veredelte den Royal TS mit einem saftigen Biss, bevor er ihn an Keeper Johannes Riepenhausen verschenkte („Für Zuhause“).

Nun geht es in die wohlverdiente Winterpause. Die Trainer Daniel und Timo bedanken sich bei den Spielern für ihr Vertrauen, die engagierte Arbeit und den Spaß, den wir alle trotz sportlich schwieriger Wochen haben durften. Wir sind auf einem guten Wege und zuversichtlich, das Klassenziel erreichen zu können. Oder wie es Doppeltorschütze Andi Morina zusammenfasste: „Hat todesgebockt das Spiel.“

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