Die besten Zocker werden gesucht, so veröffentlicht am 19.11.2018 im GoekickOnline. In dem Artikel war zu lesen, dass der NFV sich seit Monaten intensiv mit diesem Thema beschäftigt und nun mit einem eSoccer Cup im Januar einen Spielbetrieb starten möchte. Als begeisterter Anhänger der FIFA Serie müsste einem doch eigentlich das Herz aufgehen bei dieser Nachricht, doch dass tut es nicht. Denn als jahrelanger Vereinsjugendleiter und Trainer verschiedener Jugendmannschaften meines Sportvereins TuSpo Weser Gimte habe ich einen anderen Blick auf dieses Thema.

Von Danny Willert – Jugendleiter TuSpo Weser Gimte

Die kleinen Breitensportvereine haben in den vergangenen Jahren stark damit zu kämpfen Ihre Mannschaften Serie für Serie in den Spielbetrieb zu bringen. Die Probleme und Herausforderungen sind hierbei vielfältig. Natürlich machen sich gerade in den ländlichen Gegenden der demografische Wandel, das wachsende Unterhaltungsangebot für Kinder und Jugendliche und die gestiegenen schulischen Anforderungen auch im Sportverein bemerkbar.
Neben diesen Herausforderungen wird es immer schwieriger ehrenamtliche Übungsleiter zu gewinnen und diese ausreichend zu qualifizieren um eine hohe Ausbildungsqualität zu gewährleisten. Des Weiteren ist es in den vergangenen Jahren immer schwerer geworden geeignete Trainingszeiten zur Verfügung zu stellen. Die Sporthallen sind an Ihren Belastungsgrenzen und Kunstrasenplätze bleiben, außerhalb von Göttingen und Kassel, oft eine Wunschvorstellung.
Das wir als Verein mit diesen Problemen nicht allein zu kämpfen haben, zeigt die Tatsache dass im Altkreis Münden aber auch im Bereich Göttingen jedes Jahr neue Kooperationen und Spielgemeinschaften gegründet werden müssen um den Spielbetrieb überhaupt aufrecht zu erhalten. Die Anzahl der Mannschaften wird mit jedem Jahr geringer und auch wenn diese Probleme schon vor 10 Jahren thematisiert wurden, ist es doch unbestritten das die Entwicklung seither nicht einzubremsen war.
Nicht ganz zwei Wochen ist es her, da hat der Vorsitzende des Qualifizierungsausschusses gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Jugendausschusses Göttingen / Osterode zu einer Infoveranstaltung in Duderstadt geladen. Thema des Abends sollte die Talentförderung/-sichtung sein. Aufgrund der Bedeutung und Wichtigkeit des Themas wurde diese Veranstaltung für alle Vereine als Pflichtveranstaltung gekennzeichnet.
Als Referenten waren an diesem Abend Martin Mohs und Kiriakos Aslanidis vom NFV eingeladen. Die Referenten äußerten hierbei auch Ihre Meinung zu den oben genannten Entwicklungen im Jugendfußball. Nach Aussage von Herrn Mohs ist es belegt, dass Kinder und Jugendliche mit dem Fußball spielen aufhören, da Sie die Motivation und Lust verlieren. Hierbei sind vor allen Dingen die Trainer und Übungsleiter gefordert. Die Lösung des Problems liegt seiner Ansicht nach in der Ausbildung und Qualifikation der Trainer.
Eine Antwort auf die Frage wie die „kleinen“ Vereine dies, im Hinblick auf die gestiegenen Ausbildungskosten und das geringer werdende ehrenamtliche Engagement und die damit verbundenen Kosten für Honorartrainer, bewältigen sollen blieb der Abend leider schuldig.
Nun also engagiert sich der Niedersächsische Fußballverband in der Stärkung des elektronischen Sports und zielt somit in eine ähnliche Richtung wie der im Januar vorgestellte Koalitionsentwurf. Selbst eine zukünftige Anerkennung und die damit verbundene mögliche Teilnahme an den olympischen Spielen wird von Zeit zu Zeit in Erwägung gezogen.
Dass professionelle Vereine den Hype um den E-Sport für sich entdeckt haben und versuchen diesen zur Markenstärkung und Erschließung neuer Erträge zu nutzen ist für mich nachvollziehbar. Doch ist es wirklich Aufgabe eines Fußball Landesverbandes dieses Thema zu fördern? Preise im Gesamtwert von 13.000,00 EUR und kostenlose Verpflegung der Teilnehmer werden in dem Presseartikel genannt um die Attraktivität dieses Events zu unterstreichen!
Ist es wirklich das richtige Signal an Kinder und Jugendliche das Spielen an der Konsole zu prämieren und als „Sport“ anzuerkennen. Etwas, was noch am Abend der Infoveranstaltung als eine der Aufgaben der regionalen Sportvereine genannt wurde „den Kindern in einem digitalen Zeitalter Alternativen zu Smartphones, Computern und Spielekonsolen zu bieten“ erscheint hiermit nicht mehr als eine Worthülle zu sein.
Ich appelliere an den Niedersächsischen Fußballverband und den Jugendausschuss Göttingen / Osterode diese Strategie zu überdenken. Denn was die Vereine benötigen ist kein Leitfaden der uns zeigt wie man mit dem Thema E-Soccer in der Praxis umgehen kann, sondern Unterstützung bei der Gewinnung von Übungsleiterinnen und Übungsleitern, Qualifikation unserer Ehrenamtlichen, Steigerung der Attraktivität unseres Sportangebotes durch geeignete Trainings- und Hallenzeiten und Gewinnung und Begeisterung neuer Kinder und Jugendlicher für unseren Sport.
Denn die Basis für die Talente von morgen und die Nachwuchsleistungszentren unseres Landes bleiben die Vereine vor Ort.
Mit sportlichem Gruß
Danny Willert – Jugendleiter TuSpo Weser Gimte

Dich interessiert diese Liga? Dann hinterlass deine emotionale Bewertung bei Facebook!