Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen“ - dieses einleitende Zitat des Anfang des 19. Jahrhunderts verstorbenen Lyrikers Matthias Claudius könnte stellvertretend für viele spannende, lustige und bisweilen auch absonderliche Momente stehen, die uns auf dem Weg in das Finale des Bezirkspokals begleiteten und den Spielbericht zum gestrigen Highlight gegen den Oberliga-Aufsteiger SSV Vorsfelde zieren.

Von Daniel Vollbrecht (Text) und Ingo Herdlitschke (Fotos)

Unter dem Kapitel „lustig“ können einige Anekdoten abgeheftet werden, die Trainer Simo Siric im Laufe der langen Pokalsaison zum Besten gab. Vor dem Finale berichtete er der Mannschaft, seine Söhne Marko und Stefan hätten im Urlaub „jemanden gesehen, der Gerbi Kaplan sehr ähnlich gesehen“ habe. Leider entpuppte sich der „Geeeerbiiiii“ gerufene Partygast nicht als ein fußballerisches Ebenbild unseres Top-Torjägers, sondern als Spieler des MTV Wolfenbüttel, den wir im Halbfinale aus dem Wettbewerb gekickt hatten. Doch „Gerbi der Zweite“ würdigte die Bovender Leistung demütig, attestierte uns einen „tollen Teamgeist“ und bemerkte, dass dort „eine Mannschaft auf dem Platz stand, die unbedingt gewinnen wollte“.

Die zufällige Urlaubsbekanntschaft der Gebrüder Siric sollte Recht behalten. Auch im Finale rissen wir die rund 350 Zuschauer mit leidenschaftlichem Kampf mit und spielten in den ersten 20 Minuten den wohl besten Fußball der Saison. Eine Woche zuvor waren Trainer Riedel / Siric sowie Abteilungsleiter Vollbrecht noch persönlich nach Vorsfelde gegurkt, um sich deren letztes Saisonspiel anzusehen. Zielsicher steuerte uns Simo in seiner quietschenden Edelkarrosse („Niemand kann mir sagen, wieso die so komische Geräusche macht.“) zum Ort des Geschehens, lediglich in Bovenden bog er falsch ab und sorgte für die ersten Lacher, noch bevor der erste Milliliter Benzin verfuhren war.

In Vorsfelde konnten wir nicht nur die Bratwurst testen (Note 3-), sondern auch Gespräche der anwesenden Tribünengästen lauschen: „Bovenden? Wo ist dat denn?“, fragte ein Zuschauer ohne eingebautes Navigationsgerät seinen Sitznachbarn, alias Mr. Wikipedia. „Dat liegt in Göttingen“, tat dieser beflissen kund, um der inkognito gereisten BSV-Delegation beim Verlassen der Sportanlage noch ein „Wir sehen uns nächste Saison in der Oberliga“, hinterherzurufen.

Dort treten wir aller Euphorie zum Trotz natürlich nicht an, aber der Auftritt im Finale hatte zumindest ansatzweise etwas von höherklassigerer Fußballkunst. Bereits nach 3 Minuten brachte ein genialer Freistoßmoment von Dominic „Remi“ / „Reimi“ / „Reini“ Reimann die 1:0-Führung ein. Gerbi verlängerte per Kopf, die mit aufgerückte Zweikampfmaschine Robert Hahne schob am langen Pfosten freistehend ein. Stadionsprecher Rafael Huisgen schrieb das Tor im Adrenalindelirium dem zum Verwechseln ähnlich frisierten Außenverteidiger Malte Klüver gut, was Rob mit einem lauten „Hey, was soll das?“ quittierte.

Angesichts zwei weiterer Großchancen spendierte die dicht besetzte Bovender Bank „Standing Ovations“. Dort hielt sich auch ein Kumpel Marijan Petkovics auf, der seit einigen Wochen unsere Spiele emotional begleitet und den wir ob seiner kroatisch ins Feld gerufenen Anweisungen nur noch „Dobre“ („dobro“ = „gut“) nennen. Leider verstand der Schiedsrichter kein Kroatisch und wies uns an, den nicht auf dem Spielbericht vermerkten Motivationscoach schleunigst aus dem Innenraum zu entfernen. Andi Riedel vermittelte den Wunsch gewohnt knackig-präzise: „Daniel, schick bitte Dobre weg!“

Gemeckert wurde ansonsten wenig, beide Mannschaften spielten einen gepflegten Ball und reaktivierten nur selten den GattusovanBommel-Stil. Luca Gleitze zog nach Abpfiff das einhellig geteilte Fazit: „Der Gegner war ja mal so richtig fair.“

Drei Gegentore zwischen der 35. und 70. Minute waren aus Bovender Sicht ein wenig zu viel Fairness, so dass es in den Schlussminuten mit viel Risiko in die Vollen ging: Helge Kaden wuselte aus dem Gewühl heraus den 2:3-Anschlusstreffer in die Maschen, Rob Hahne wurde als kopfballstarker Spieler ins Angriffszentrum beordert und fortan jeder Ball lang nach vorne geschlagen. Die letzten Offensivaktionen waren vielversprechend, doch es blieb bei der knappen Niederlage und einem Riesenapplaus der zahlreich erschienenen Unterstützern, von denen einige jahrelang nicht mehr am Südring waren und nun hoffentlich regelmäßiger vorbeischauen werden.

In der ersten Runde hatte es mit einem 5:0 gegen DoslukSpor begonnen – zehn Monate später findet die Reise durch den Bezirkspokal mit dem dramatischen Finale gegen Vorsfelde ein würdiges Ende. Wir haben viele neue Fans hinzugewonnen und durften demnach beim Mannschaftsabend ordentlich feiern. Dies taten Rob Hahne und Helge Kaden bei jedem Tor des Champions League Finales, ganz gleich, für welche Mannschaft dieses fiel: „Jaaaaaa, Ronaldo ist der Beste….“, „Juveeeee, wie geil!“ und „Yes, wir sind Champions League Sieger, Hala Madrid“ wechselten sich minütlich ab und garantierten hochkarätige Stimmung über die gesamte Spielzeit. Luca Gleitze, dem trotz seiner unverwechselbaren, stilsicher getragenen Locken in jedem zweiten Spiel von einem genervten Gegenspieler den Besuch eines Friseursalons empfohlen wird, rief Weltfußballer Ronaldo via Großbildleinwand mehrfach ein mitleidiges „Geh mal zum Friseur, Junge!“ zu. Während wir auf die Pizzalieferung warteten, öffnete Betreuerin Gerlinde ein 5-KiloFass Krautsalat, für dessen Reste Simo Siric eine kreative Idee zur weiteren Verwertung parat hatte: „Daraus macht Gerlinde Bockwürste.“

Kapitän Timo Hichert dichtete übrigens bereits einen Song zum Niedersachsen-Pokal zurecht, der jedoch noch einer Überarbeitung bedarf. Zeilen wie „vielleicht auch Northeim – eine Woche breit sein“ erfüllen noch nicht die gehobenen Ansprüche der erfolgsverwöhnten Bovender Pokalhelden.

Doch zunächst freuen wir uns auf die kommenden Wochen: 3 Spiele Bezirksliga ohne Abstiegsdruck, Malle-Shirts in Auftrag geben, Abschlussessen beim Sponsor, Gemeinsames Grillen mit der 2. Herren, den Verbleib von Helge Kaden feiern (#WuselmausBis2018) und einfach mal den Moment genießen. Hildesheim wir kommen – am 23.07. im NFV Pokal!

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