Was tut der gestresste Göttinger Großstadtmetropolitan über die Osterfeiertage? Richtig, er fährt hinaus ins Grüne, zu seiner Finca in den Maschpark. Als Unterstützer des Kunstrasenprojektes hatte ich binnen Jahresfrist einen imaginären Quadratzentimeter Spielfläche nahe des Mittelkreises erworben, der anlässlich des Osterfestes eines Frühjahrsbesuchs bedurfte. Da passte es gut, die Fahrradtour in der lt. NDR-Recherche „fahrradfreundlichsten Stadt Deutschlands“ mit dem Besuch meines Miniatur-Kleingartens zu verbinden. Den Realitätscheck hielt die beworbene Fahrradfreundlichkeit nur bis zur zweiten Kreuzung stand. Als ich einem motorisierten Herren fröhlich winkend die Vorfahrt nahm und dessen boshafte Reaktion mit dem Verweis auf unsere Zugehörigkeit zum Fahrradmekka Göttingen konterte („Wir sitzen doch alle im selben Boot, bzw. auf dem selben Sattel.“) tat er reichlich verständnislos.

Von Daniel Vollbrecht

Mehr Verständnis und Sympathie schlug mir beim Einlass entgegen: Als Trainer der JSG Schwarz-Gelb durfte ich den spannenden Pokalfight kostenlos verfolgen und bekam bereits vor Anpfiff eine Bonusumarmung von Gerda Brocks spendiert. Bekäme die Menschheit zu Ostern eine global wirkende Oma spendiert, die Wahl fiele mit Sicherheit auf Gerda, die alle Eigenschaften einer empathischen Großmutter in sich vereint, mental aber eher jugendlich daher kommt. Trotzdem hat Gerda die Fahrprüfung schon bestanden und darf seit einigen Jahren auch ohne Begleitung hinters Steuer. Zur heutigen Begegnung reiste sie im eigenen PKW an und bedankte sich bei Physiotherapeut Jürgen Bock, aufgrund dessen Wirkens das Gaspedal wieder kraftvoll durchgetreten werden kann.

Der Bovender Block mit Olli Pomper und Jonas Müller sah zu Beginn ein recht zerfahrenes Spiel, in dem Hillerse mit 1:0 in Führung ging, was jedoch in der Freude über das perfekt gekühlte Getränk unterging. Dem 1:1 durch Philipp Bruns ließ Gerbi kurz vor Halbzeitpfiff das 2:1 folgen. Die Zuschauer prognostizierten bei Kaplans Freistoß einen Schuss in die Wolken, doch der Autor dieser Zeilen kündigte den Treffer quasi an: „Passt auf, der haut ihn rein.“ Nur Sekundenbruchteile später hatte Gerbi den gegnerischen Torhüter kaplanisiert und den Halbzeitstand besiegelt. Stadionsprecher Hubi zog jedoch ein gemischtes Fazit aus dem Reich der Imker: „Landolfshausen hat Hillerse am Samstag überzogen wie ein Bienenschwarm. Heute waren das bislang eher 2 einsame Bienchen… die beiden Tore.“

In der Halbzeitpause stellte ich die verbesserte Infrastruktur der Maschparkkicker auf die Probe und verzehrte die obligatorische Stadionwurst (warm, saftig) in Kombination mit einem alkoholfreien Bier (kalt, ebenfalls saftig) auf meiner für 20€ erworbenen imaginären Kunstrasenheimat, ohne dabei versehentlich die nebenan liegenden Grundstücke zu betreten. Da meine imaginären Nachbarn jedoch auf ihrer imaginären Kreuzfahrt auf der Werra weilten, konnte ich unbeobachtet deren Anwesen fotografisch festhalten (siehe Foto).

Die zweite Hälfte hatte nach dem frühen Ausgleich der Gäste nur wenige Höhepunkte zu bieten, da 05 zwar das Geschehen kontrollierte, aber teilweise zu langsam spielte und der finale Pass nicht ankam. Lediglich die Einwechslung von Sören Boy sorgte für breites Aufsehen, nicht nur angesichts der Verbreiterung im Schulterbereich, die sich der ruhmreiche Gieboldehäuser Fußballexport in den vergangenen Monaten antrainiert hatte. Als alle Zuschauer schon mit dem Elfmeterschießen rechneten, passierte gar Großartiges: Der kurz zuvor ins Spiel gekommene griechische Flankengott Alex Digklis zirkelte einen Freistoß butterweich in den gegnerischen Fünfmeterraum und aus dem Gewühl heraus staubte Joker Moritz Bartels ab – 3:2, die Zuschauer feierten und „Hubi“ hieß via Mikrofon die dritte Biene im Maschpark willkommen.

05 steht im Halbfinale des Bezirkspokals, sehr zur Freude von Gerda: „Die Mannschaft ist einfach super klasse! Sie hätten noch 6 oder 7 Tore schießen können. Aber auch wenn sie gar keins geschossen hätten, wären sie immer noch klasse.“ Das ist mal ein Vertrauensbeweis! Nüchterner fiel die Analyse Jan Steigers aus: „Der schnellste Weg nach Berlin führt über Hillerse“, resümierte Jan. Für mich gab es noch ein Küsschen – nicht von Jan, sondern von Gerda – und das Versprechen, beim A-Jugendspiel der JSG Schwarz-Gelb am 18.05. im Maschpark jeden Quadratzentimeter des Kunstrasens mit lautstarker Unterstützung zum Beben zu bringen. Nicht nur imaginär.

Dich interessiert diese Liga? Dann hinterlass deine emotionale Bewertung bei Facebook!