Aktuell beobachten die Fußballfreunde unserer Region den besten Fußball in der sechsten Liga des DFB-Spielbetriebs. Es gab aber auch einmal eine Zeit, das war der Abstand zur Bundesliga wesentlich kleiner. Der inzwischen aus dem Vereinsregister gestrichene, 2003 aufgelöste 1. SC Göttingen 05 beispielsweise spielte sogar 1981/82 in der 2. Liga. Eine Legende aus der guten alten Zeit feiert am Mittwoch seinen 60. Geburtstag: Hans-Joachim Pilz. Im Jahr 2008 widmete der damals gedruckte Gökick dem Spieler eine eigene Story. Zum Geburtstag drucken wir die damalige Geschichte noch einmal ab. Alles Gute, Achim!

Was macht eigentlich…Hans-Joachim Pilz?

Achim Pilz denkt gerne an sein Debüt im Trikot von Göttingen05 zurück. Kein Wunder, denn welcher Fußballer kann schon behaupten, dass er sein denkwürdigstes Spiel gleich zum Auftakt seiner sportlichen Karriere bestritt?

Es war an einem kalten Wintertag im Januar 1982. Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga spielten die Schwarz-Gelben in der Saison 1981/82 nur noch in der Amateur-Oberliga Nord, sorgten aber im DFB-Pokal bundesweit für Furore. Über den TuS Xanten (1:0), Rot-Weiß Oberhausen (1:0) und Urania Hamburg (3:1) hatte 05 das Achtelfinale erreicht. Dem Zweitligisten 1. FC Bocholt trotzte der Traditionsklub auswärts ein 3:3 ab. Wie damals üblich musste ein Entscheidungsspiel über den Sieger entscheiden – und da schlug Pilz’ große Stunde.

Der damals 21-Jährige war in der Sommerpause vom FC Lindau in den Maschpark gewechselt. Weil er aber bis zum Oktober seinen Grundwehdienst in Hann. Münden leistete, konnte er nicht am Training teilnehmen. Dass er gegen Bocholt erstmals in die Startelf rückte, hatte er der Tatsache zu verdanken, dass Stammspieler Ulrich Thorke in Skiurlaub weilte. So setzte Trainer Helmut Wiegandt erstmals auf das Talent aus der Bezirksliga.

„Ich war vor dem Anpfiff unheimlich aufgeregt“, erzählt Pilz, der seine Nervosität aber schnell in den Griff bekam. Die 5000 Fans im Maschpark bekamen ein Debüt zu sehen, dass es vorher in dieser Form noch nicht gab. Zwei Tore erzielte er selbst, zum entscheidenden Treffer von Hacker Klein leistete er zudem die Vorarbeit. „Ersatzmann als Held des Tages“, titelte der Kicker nach dem Sieg über Bocholt. „Das war alles sehr kurios, denn eigentlich konnte ich gar nicht flanken. Aber für mich lief damals alles perfekt und nach dem Spiel war ich dann auch noch Stammspieler.“

In der Stadiongaststätte im Maschpark wurde Pilz’ persönlicher Einstand und der Erfolg der Mannschaft anschließend ausgiebig gefeiert. Später verfolgten die Spieler im Fernsehen die Auslosung für das Viertelfinale „Als der HSV gezogen wurde, war mächtig was los. Da ging im Maschpark richtig die Post ab“, erinnert sich Pilz an das Glücklos, dass dem Verein einen großen Zahltag und den 05-Fans einen weiteren denkwürdigen Tag in der langen Klubgeschichte bescherte.

23650 Zuschauer sorgten am 20. Februar im ausverkauften Jahnstadion für die passende Kulisse eines spannenden Pokalspiels, bei dem die 05er den Bundesliga-Tabellenführer mächtig ins Wanken brachten. Durch zwei Treffer von Thorke führte der Amateur-Oberligist mit 2:1, bevor der spätere Meister die Partie doch noch zum 4:2 drehte. Für die Schwarz-Gelben zwar das Pokalaus, aber auch ein Achtungserfolg, der Göttingen 05 bundesweit große Sympathien einbrachte. Nur einem war an diesem Tag nicht zum Feiern zumute: Achim Pilz. „Wegen einer Grippe und starkem Fieber saß ich 90 Minuten auf der Ersatzbank. Das war sportlich meine größte Enttäuschung.“

Bis 1989 hielt Pilz 05 die Treue. Genervt war er in dieser Zeit nur von der finanziellen Situation. „Das Ungewisse, wie es in der kommenden Saison weitergehen wird, war immer belastend“, sagt Pilz über seine Zeit beim chronisch klammen Klub. Am meisten Spaß hat ihm der Fußball unter Trainer Charly Mrosko bereitet. Neben dem DFB-Pokal zählt er die Saison 1988/89 zu seinen sportlichen Höhepunkten. Damals verpasste 05 in der anschließenden Aufstiegsrunde nur knapp den Aufstieg in die 2. Bundesliga, musste dem MSV Duisburg und Preußen Münster den Vortritt lassen.

„Ein tolles Erlebnis war auch unser1:1 im Flutlichtspiel bei Eintracht Braunschweig in der Saison 86/87. Vor 15000 Zuschauern sind wir durch Bernd Krech in Führung gegangen. Erst in der 89. Minute haben wir durch einen Elfer von Bernd Gorski den Ausgleich kassiert. Das war eine super Stimmung und ein unvergesslicher Abend“, schwärmt Pilz. Stolz ist der heute 49-Jährige auf seine 20 Treffer in der Saison 85/86, die ihm den dritten Rang in der Oberliga-Torjägerliste einbrachten. In acht Spielzeiten und fast 250 Spielen erzielte er über 70 Tore für Göttingen 05. „Für einen Mittelfeldspieler ist das eine sehr gute Quote“, sagt Pilz. (Ralf Walle)

ZUR PERSON

Hans-Joachim Pilz, geboren am 19. Juni 1959 in Recklinghausen/Nordrhein-Westfalen. 

Aufgewachsen in Lindau bei Northeim durchlief er sämtliche Junioren-Teams beim FC Lindau. Beim damaligen Bezirksligisten spielte er noch zwei Jahre im Seniorenbereich, bevor er in der Saison 1981/82 zum Amateur-Oberligisten 1. SC Göttingen 05 wechselte. 
Nach dem verpassten Zeitligaaufstieg trat Pilz 1989 sportlich kürzer. Nach einer Saison beim SC Weende (Bezirksoberliga) spielte er ein Jahr für die SVG Göttingen (Amateur-Oberliga), bevor er für zwei weitere Spielzeiten nach Weende (Aufstieg in die Landesliga) zurückkehrte. Beim SC Hainberg (Bezirksliga) war er zwei Jahre als Trainer tätig. 

Achim Pilz lebt in Herberhausen und ist beim Göttinger Autohaus Hermann als Verkaufsleiter tätig.

Gökick-Nr. 2, Seite 72
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