Wenn am Samstag im Pokal die besten südniedersäsischen Teams des FC Eintracht Northeim und der SVG – beide in der Oberliga zu Hause – aufeinandertreffen, dann ist die Partie auch immer Zeit, dass sich die beiden besten Fußballportale Südniedersachsens, Regiokick für Northeim und Gökick für Göttingen-Osterode gegenseitig aufziehen. Dabei ist der Hass meist so groß, dass die Redakteure sich gegenseitig keines Blickes würdigen. Diesmal ist es etwas anders. Moritz Braukmüller, Schmierfink bei Regiokick und Holger Koch, unseriöser, sensationslüsterner Schreiberling bei Gökick, haben sich getroffen und sich gegenseitig zum Derby am Samstag befragt. Hier das Ergebnis.

Holger: Moritz, wenn am Samstag euer Angstgegner SVG Göttingen auf euren Sportplatz nach Northeim kommt, was unternehmt ihr Eintracht-Anhänger gegen das Schlottern eurer Knie?

Moritz: Wir haben uns an das frühe Pokalaus ja schon fast gewöhnt und stehen diesesmal sogar im Achtelfinale! Von daher ist jede weitere Runde ein Geschenk! Diese Haltung entspannt uns!

Holger: Ein, zumindest der Wahrnehmung nach, recht großer Umbruch hat in Northeim stattgefunden. Was sind die Gründe für die Spielerflucht?

Moritz: Es freut uns sehr, dass sich so viele neue Spieler für die Eintracht entschieden haben und jetzt heißt es diese schnell zu integrieren und den eingeschlagenen Weg erfolgreich weiterzugehen. Dabei bleibt die Frage offen, ob die nun fehlende Erfahrung zu kompensieren ist. Die Wechselgründe sind die Branchenüblichen… das Alter, die Spielzeit oder einfach Kohle!

Holger: Was traust du dem neuen Northeimer Team in der Saison zu?

Moritz: Alles zwischen Platz 1 und 7 wäre angesichts des Umbruchs eine gute Sache und ist der Mannschaft zuzutrauen.

Holger: Die Flut hätte eure Sportanlage fast hinweggeschwemmt. Wie schätzt du die Wahrscheinlichkeit ein, dass das Spiel auch stattfindet?

Moritz: Unser Stadion ist leid gewöhnt und steckt das weg! Da wir den Damm halten konnten, gibt es keinen Grund für die SVG nicht anzutreten!

Holger: Im Niedersachsenpokal hieß der Sieger zuletzt immer SVG. Was gibt dir Hoffnung, dass es diesmal vielleicht für die Eintracht reichen könnte?

Moritz: Sogar der HSV kommt manchmal eine Runde weiter, warum sollte es dann nicht auch mal bei Eintracht reichen?! Ernsthaft glaube ich tatsächlich, dass es schwierig wird für die Eintracht, weil die SVG weiß wie sie uns zu nehmen hat. Es wird davon abhängen ob Northeim eine spielerische Lösung findet die am Ende genügend Torchancen produziert um den einen Treffer mehr zu erzielen, den es braucht.

Holger: In den Oberliga-Spielen strotzen beiden Mannschaften nicht unbedingt mit atemberaubenden Zuschauerzahlen. Wie viel werden am Samstag, deiner Einschätzung nach, den Weg zum Northeimer Sportplatz finden?

Moritz: Ich bin da Optimist und sage wir kratzen an der 1.000!

Holger: Weißt du eigentlich, dass du mir noch ein paar Bier schuldest, nach den meisten Niederlagen hast du dich schnell aus dem Staub gemacht. Wie wäre es am Samstag mit der Einlösung der Schuld?

Moritz: Ja, das schlechte Gewissen verfolgt mich seit Jahren und diese Rechnung begleichen wir in jedem Fall! 🙂 

Lest auf Seite 2 weiter, wie Holger die Fragen von Moritz beantwortet!

Moritz: Holger, die SVG macht ja immer auf Understatement vor den Derbys! Warum sind sie auch diesesmal der Außenseiter?

Holger: Eigentlich ist die SVG mit ihrer familiären Struktur, den in die Jahre gekommenen Fans und dem liebenswerten, bodenständigen Amateur-Image kein Verein für Spitzenfußball. In der Oberliga ist die SVG somit – vom Papier her – immer Außenseiter. Da aber andere Vereine in der Region einfach zu blöd sind, ist die SVG im Gökick-Gebiet immer noch die Nummer ein. Das ist so, als wäre Darmstadt in der Champions-League. Wieder fährt sie nach Northeim gegen einen scheinbar übermächtigen Gegner und wieder wird sich Fuchs Nolte etwas einfallen lassen, seinen Trainerkollegen alt aussehen zu lassen…

Moritz: Schon wieder haben die besten Göttinger Spieler sich unserer Provinz angeschlossen! Was sind die Gründe, warum die Jungs nicht in der Unistadt hält?

Holger: Mit der ersten Antwort habe ich schon beschrieben, warum sich Spieler entschließen, lieber in der Provinz zu spielen. Aber die besten? Das sind sie bei weitem nicht. Da gibt es noch wesentlich bessere. Aber zum Glück für unsere Region fehlt es in Northeim offensichtlich nicht an Geld, wohl aber – seit Wolfgang Schmidt weg ist – an der nötigen Kompetenz.

Moritz: Was traust du der SVG dennoch zu?

Holger: Auch die SVG musste ihr Team verjüngen. Wenig Geld, ein angestaubtes Image – da musst du improvisieren. Hoffnung kommt jedoch auf, beim Gedanken daran, dass es Nolte und Tunkel in den zwei letzten Jahren geschafft haben, die Not in Tugend zu verwandeln. Der Klassenerhalt wäre für das Team wunderbar – „wunderbar“ nicht als Floskel.

Moritz: Die SVG setzt einen Fanbus ein! Reicht ein Neunsitzer, oder wieviele Gästeanhänger werden erwartet?

Holger: Die SVG besitzt einen festen Zuschauerkreis von etwa 150 Sympathisanten. Das reicht locker für drei Busse. Die meisten fahren aber mit eigenen Fahrzeugen, weil sie Northeim so schnell wie möglich verlassen wollen – wer ist schon gern dort. Nur die, die das leckere Einbecker Bier genießen wollen, lassen sich eben am Samstag kutschieren.

Moritz: Der nächste Gegner heißt Rehden, oder Osnabrück. Finanziell und sportlich eine große Chance. Inwieweit sitzt sowas schon in den Köpfen? Ansporn oder zusätzlicher Druck?

Holger: Die SVG ist nicht auf Rosen gebettet, aber solide aufgestellt. Ein Drittligist würde sicherlich finanziell attraktiv sein, aber Druck hat bei der SVG deswegen niemand. Wie es beim viel professioneller geführten Northeimer Verein aussieht, vermag ich nicht zu sagen. Fest steht: Verlöre die SVG, verfiele der Verein nicht in Depressionen, verliert Northeim hingegen, dürfte das Bild vom begossenen Pudel wohl wieder die Runde machen.

Moritz: Im Niedersachsenpokal hieß der Sieger zuletzt immer SVG. Was gibt dir Hoffnung, dass es auch diesmal dabei bleibt?

Holger: Hoffnung geben mir die durch den Northeimer Umbruch fehlenden Hierarchien im Team der Hausherren. Außerdem hat Northeim als Favorit mit seinen semiprofessionellen Strukturen, mit den auf Hochglanzpapier gebundenen Konzepten und dem durch viele Löffel Fußballweisheit ernährten Personal mehr zu verlieren, als die SVG. Das könnte lähmen. Und dann ist da noch Knut Nolte, dem es diebisches Vergnügen bereitet, seinen alten Verein in die Schranken zu weisen.

Moritz: In den Oberliga-Spielen strotzen beiden Mannschaften nicht unbedingt mit atemberaubenden Zuschauerzahlen. Wie viel werden am Samstag, deiner Einschätzung nach, den Weg zum Northeimer Sportplatz finden?

Holger: Der Bus aus Göttingen wird leider nicht reichen, die Zuschauerzahl auf über 600 zu heben. Vielleicht macht ja aber unser gegenseitiges Interview noch einmal Lust auf das Spiel!

Moritz: Bislang habe ich zwar jede Wette verloren, aber was solls! Um eine Bratwurst mit Senf, dass sich die Eintracht diesesmal durchsetzt! Zuerst löse ich natürlich meine Altschulden ein!

Holger: Die Wette nehme ich gern an. Nicht, weil ich hundertprozentig an einen Göttinger Sieg glaube, sondern weil ich in Summe noch im Plus bin und weil es in Northeim auch etwas Gutes gibt: Kaltes Bier – in unserer Region nicht überall zu finden…

Interessante Links:

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