Als der nicht immer souverän pfeifende Schiedsrichter nach einer Stunde Spielzeit zum dritten Mal an diesem Tag in die Brusttasche griff, war der Arbeitstag für den Dorster Chefstrategen Tim Launhardt vorzeitig beendet. Da der Unparteiische einige Augenblicke später realisierte, dass nach der zweiten gelben Karte für Launhardt auch eine andere Farbe folgen musste, spielte der TSC in Folge über eine halbe Stunde in Unterzahl und der Dorster Mittelfeld-Motor durfte frühzeitig duschen gehen. Es war der erste Platzverweis für den TSC in dieser Saison und böse Zungen behaupten, auch in Anbetracht der aktuellen Verletzungssituation, dass dies eine gezielte Vorbereitung auf das anstehende Dorster Oktoberfest am nächsten Samstag sei. So könnte es für einige der zum nächsten Auswärtsspiel gegen den Tabellenführer SC Eichsfeld anreisenden Fans bereits um 16 Uhr heißen: „O‘ zapft is!“

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Das Dorster Trainerduo Exner/Ludwig musste die Anfangself nach dem 2:0 Sieg in Hörden auf zwei Positionen umstellen. Da sich Gerrit Armbrecht an der Leiste verletzte, rückte Goalgetter Michael „Schotter“ Ludwig an die Seite von Hewad Osmani. Spielertrainer Ludwig, der sich in den vergangenen Wochen durch einige Stiefel-Spenden die Loyalität seiner Mitspieler verdiente, bekam den Auftrag, den Ball in der Spitze festzumachen und bei Standards durch seine Kopfballstärke für Gefahr zu sorgen. Für Jakob Hennig, der gesundheitsbedingt auf der Ersatzbank Platz nahm, spielte Niklas Kurschatke im offensiven Mittelfeld. Verletzungsbedingt musste der TSC erneut auf die Stammkräfte Dennis Meister, Patrick Ulrich und Maximilian Ludwig verzichten, welche wie Armbrecht über Probleme mit der Leiste klagen und in den nächsten Wochen voraussichtlich nicht zur Verfügung stehen werden. Obwohl auch Arne Wedemeyer und Patric Bode der Mannschaft nicht zur Verfügung standen, konnte das Trainerteam auf 14 fitte und motivierte Spieler zurückgreifen, die die Reise nach Hattorf antraten. Nur dem Betreuer konnte man die intensive Spielvorbereitung der vorherigen Nacht ansehen, weshalb er bereits auf der Hinreise die lokale Tankstelle auf der Suche nach Kaltgetränken inspizierte und für einen späteren Besuch die Temperatur des geliebten Hopfensaftes begutachtete.

Auch die Hattorfer mussten auf einige Spieler verzichten. So stand bei Merkur anstelle des Stammtorhüters der etatmäßige Betreuer zwischen den Pfosten. Vor ihm versammelten sich jedoch viele Gesichter, welche aus den letzten Duellen in der Kreisliga bestens bekannt waren. Besonders der Hattorfer Spielmacher Rütters und der Torjäger Rogge sollten von den Dorster Spielern eng bewacht werden. Rogge, mit 5 Toren treffsicherster Merkur-Akteur in der noch jungen Saison, zeigte dem TSC bereits in der letzten Saison, dass man ihn nie aus dem Auge lassen darf. Beim 2:2 in der Rückrunde schoss er beide Tore und spielte den Dorster Innenverteidigern Knoten in die Beine. Es konnte als ein enges Spiel erwartet werden, in dem der TSC als leichter Favorit auszumachen war, da man in dieser Saison noch nicht besiegt wurde und dem Tabellenführer aus dem Eichsfeld im Nacken sitzt. Das Ziel war es somit, drei Punkte aus Hattorf zu entführen und als Zweiter zum Spitzenspiel am nächsten Wochenende zu fahren.

In der ersten Halbzeit entwickelte sich ein enges Spiel mit Chancen auf beiden Seiten, die jedoch keine Mannschaft zu nutzen wusste. Hattorf stand recht tief und lauerte auf Fehler im Dorster Aufbauspiel, um mit ihren schnellen Stürmern zu kontern. Der TSC wurde mehrmals in Form von Hewad Osmani gefährlich, der nach tollen Dribblings aber einen Haken zu viel schlug oder von der Hattorfer Hintermannschaft noch rechtzeitig gestört wurde. Nach einer Salve von Ecken und Freistößen entstand die beste Chance des ersten Abschnitts, als Kevin Bergmann eine auf den kurzen Pfosten geschlagene Ecke auf die Latte setzte. Auf der anderen Seite hielt Rogge die TSC-Verteidigung auf Trab, mehrmals konnte erst der souveräne Torhüter Denis Mylius die Situation bereinigen. Die Begegnung wurde durch viele kleinere Fouls geprägt, auf beiden Seiten zeigten sich die Spieler nicht zimperlich. In der 33. Minute zeigte der an diesem Tag unglücklich agierende Schiedsrichter zum ersten Mal die gelbe Karte, nachdem Tim Launhardt einen Hattorfer im Mittelfeld von den Beinen geholt hatte. Torlos ging es in die Kabinen.

Im zweiten Abschnitt zeigte sich der TSC bemüht, das Spiel an sich zu reißen und spielte sich mehr und mehr in der Hälfte der Hausherren fest. In der 51. Minute war es dann Hewad Osmani, der für die verdiente Dorster Führung sorgte. Ein Freistoß aus dem Halbfeld wurde von einem Hattorfer verlängert und ermöglichte Osmani den Kopfball, der Ball schlug unhaltbar im linken Eck ein.

In der Folge wurde das Spiel noch hitziger, als es eh schon war. Auf beiden Seiten diskutierten die Spieler mit dem Schiedsrichter und die Intensität der Fouls nahm zu. Dazu trugen auch die Zuschauer bei, die von beiden Seiten das Spielgeschehen rege „kommentierten.“ Dabei rückte mehr und mehr der Unparteiische in den Mittelpunkt, welcher sich durch die vielen Zurufe innerhalb und außerhalb des Platzes verunsichern ließ.
In der 60. Minute war es dann abermals Launhardt, der sich im Mittelfeld ein vermeidbares Foul leistete und vom Platz gestellt wurde. Trainer Exner wechselte deshalb Michael Ludwig aus, um die im Mittelfeld vakante Stelle mit Steffen Kranisch zu besetzen. Kranisch, der erst vor wenigen Tagen aus dem verlängerten Florida-Urlaub inklusive Hurricane Irma zurückgekehrt war und mit einem Jetlag kämpfte, sollte dem TSC die nötige Stabilität geben, die letzten 30 Minuten in Unterzahl zu überstehen. 

Die Dorster blieben jedoch weiterhin gefährlich, es entstanden einige vielversprechende Kontersituationen. In der 69. Minute war es dann Kevin Bergmann, der sich im Hattorfer Strafraum „durchwurschteln“ wollte und auf Höhe des Fünfers von mehreren Gegenspielern gestellt wurde. In dieser undurchsichtigen Aktion kam es zu einer Berührung und der Dorster Anhang reklamierte einen Elfmeter, welcher der Schiedsrichter nach kurzem Überlegen auch gewährte, eine Fifty-Fifty-Entscheidung. Da die etatmäßigen Elfmeterschützen der Dorster auf der Bank saßen, nicht im Kader waren oder sich unter der Dusche befanden, übernahm Niklas Kurschatke die Verantwortung und schritt zum Punkt. Die Gemütslage des Schützen ließ sich zu diesem Zeitpunkt mit den Worten Andi Möllers beschreiben: „Ich hatte vom Feeling her ein gutes Gefühl.“ Trotzdem sahen die Zuschauer einen fürchterlichen Strafstoß, bei dem der Ball halbhoch geschossen und vom Torwart pariert wurde. Der Abpraller fiel dem Schützen jedoch genau vor die Füße und dieser konnte den Doppelpass veredeln und den Ball im zweiten Anlauf im Tor unterbringen. Dabei ließ er sich auch nicht von den „Abseits“-Rufen eines Merkur-Spielers irritieren. 

Vier Minuten später war es dann Kevin „Forrest“ Bergmann, der für die Vorentscheidung sorgte. In bekannter Manier flitzte er die rechte Seitenlinie entlang und konnte seinen Gegenspieler abschütteln. Was danach folgte, kann nur als Unfall bezeichnet werden. Die als Zuspiel für die mitgelaufenen Angreifer gedachte Flanke wurde länger und länger und landete schließlich unter großem Jubel im langen Eck. Dies könnte jedoch noch juristische Konsequenzen nach sich ziehen: Bereits wenige Minuten nach Spielende wurde bekannt, dass der Hattorfer Flugplatz bei der deutschen Luftraumüberwachungsbehörde ein unbekanntes Objekt meldete, Kevin war mal wieder abgehoben…;-)

Beim Stand von 3:0 für den TSC und bei noch 15 zu spielenden Minuten wähnte sich der ein oder andere Dorster Spieler schon auf dem Weg zur ersten Tankstelle, während die Hattorfer noch nicht aufgegeben hatten. In der 76. Minute war es dann Steven Rütters, der nach einer Kopfballverlängerung von Rogge aus 10 Metern zum Anschlusstreffer einschießen konnte. Hattorf warf in der Folge alles nach vorne und schnürte den TSC in der eigenen Hälfte ein. Torhüter Mylius musste einige brenzlige Situationen überstehen. Trotzdem blieb der TSC nach vorne gefährlich, schaffte es jedoch nicht die aussichtsreichen Kontersituationen auszuspielen und für die Entscheidung zu sorgen.

In der dritten Minute der Nachspielzeit war es dann Florian Lampenscherf, der im eigenen Strafraum zur Grätsche ansetzte und dabei auch den Ball traf. Der Schiedsrichter sah das aber anders und zeigte zum Entsetzen aller Dorster auf den Punkt. Steven Rütters nahm das Geschenk an und versenkte den Ball. Im Hinblick auf den ersten Elfmeter kann man von ausgleichender Gerechtigkeit sprechen. Danach ließen die Dorster aber nichts mehr anbrennen und nach 6 Minuten Nachspielzeit beendete der Schiedsrichter die Partie.?

Alles in allem ein verdienter Sieg für den TSC, der sich vor allem im kämpferischen Bereich stark präsentierte. Man muss sich allerdings fragen, warum man nach dem 3:0 noch so viel zuließ und die Hattorfer aufkommen ließ.
Am nächsten Wochenende trifft man bereits am Samstag auf den SC Eichsfeld, den ungeschlagenen Tabellenführer der Kreisklasse. Ein Blick auf das Torverhältnis und die bisherigen Ergebnisse (u.a. 9:1 gegen Förste) zeigt, dass die Eichsfelder der Favorit auf die Meisterschaft sind und dementsprechend als Favorit in die Partie gehen werden. Ärgerlich bei den derzeitigen Personalsorgen ist die Sperre von Launhardt, der dem Dorster Spiel sicherlich fehlen wird. Doch über die Rolle des Außenseiters wird sich in Dorste niemand beschweren, schließlich konnte man so in der Vergangenheit einigen Schwergewichten ein Bein stellen. Daher wäre es großartig, wenn viele TSC-Anhänger den Weg nach Westerode finden und die Mannschaft wie in Hattorf unterstützen!

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